Rezension · 06. Februar 2022
Die menschliche Wahrnehmung ist, schon rein biologisch bedingt, selektiv. Was im Kleinen für den Menschen gilt, trifft auch im Großen für Staat und Gesellschaft zu. Während 2020/2021 hauptsächlich die unmittelbaren und kurzfristigen Folgen der Corona-Restriktionen medial verbreitet wurden, fanden Diskussionen und Prognosen zu den indirekten Langzeitfolgen kaum Beachtung. Die Autorin Inge Beer hat mit dem vorliegendem Buch über 20 Beiträge von Menschen gesammelt, deren Leben durch die...
Rezension · 05. November 2020
In seinem Buch "Die blitzenden Waffen. Über die Macht der Form" zeigt der Philosoph Robert Pfaller, in welch vielfältigen Lebensbereichen Formen zum Einsatz kamen (und stiefmütterlich heutzutage noch kommen). Er verfolgt unterschiedliche Ansätze, um Inhalt und Form zu definieren und streift dabei die Kunst ebenso wie die Mode, die Politik oder das soziale Zusammenleben. Form und Inhalt sind nicht nur zusammengehörig, sie bedingen einander. Dabei ist die Form aber nicht bloßer Ausdruck von...

Rezension · 27. August 2020
„Ab in die Küche“ titelt Franz Keller in seinem neuesten Buch. Dabei präsentiert sich der Haupttitel wie die Geschmackskombination eines raffinierten Gerichts: Mit Humor gewürzt, unaufgeregt einfach und natürlich, dennoch mit etwas moralischer Strenge als Beigeschmack. Keller, dessen Lokale und Restaurants mit Michelin-Sternen prämiert wurden, setzt seinen eingeschlagenen Weg der Rückkehr zu Genuss und Qualität fort. Seine Forderungen nach artgerechter Tierhaltung und der Abkehr von...
Rezension · 19. April 2020
Der namenhafte Arzt und Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter stellt in seinem Werk „Flüchten oder Standhalten“ einige zentrale Aspekte menschlicher Verhaltensweisen dar. Allen voran beschreibt er beispielhaft, mit welcher Ursache und Wirkung Isolationsprozesse stattfinden und Ängste im Individuum geschürt werden. Sein Werk dient ebenso als Informationsquelle wie als Anleitung, eigenen oder fremden Sehnsüchten nach sozialer Teilhabe zu entdecken, zu verstehen und zu akzeptieren. In 14...

Rezension · 28. März 2020
Die Soziologin und Frauenrechtlerin Necla Kelek entwickelt in ihrem Buch „Die unheilige Familie“ weitreichende Gedankengänge zu einem stabilen, demokratischen Zusammenleben zwischen „Orient & Okzident“. Grundlegend für die Entwicklung von mehr Gleichberechtigung und größerem Schutz Bedürftiger (in erster Linie Frauen und Kinder) ist für sie das Verständnis islamisch geprägter Familienbilder. Aus diesem konzipiert sie, indem sie soziale Prozesse analysiert, Thesen zur...
Rezension · 25. März 2020
In seiner Anthologie „Ein Wachshamster zwischen den Zeiten und andere unwahrscheinliche Abenteuer“ lädt uns Detlef Welker auf eine Etappenreise ein, in welcher der Autor ebenso humorvolle wie emotionale Begegnungen tiefsinnig verpackt. Der Titel bekräftigt dabei den inhaltlichen und stilistischen Bau der Blütenlese: Namentlicher Wachshamster ist einer der liebenswerten Charaktere im Zyklus „Die Reisen des Felix Bache“, eine Anlehnung an Stanislav Lems „Sternentagebücher“. Der...

Rezension · 22. März 2020
Erfrischend frech präsentiert Frau Meinhardt ihr satirischen Debüt, eine Sammlung von Kurzgeschichten, Reise(vorbereitungs)berichten oder wahrlich merkwürdigen Gedankenspielen. Die Autorin unterhält uns mit 21 Beiträgen, denen nur eines gemeinsam ist: Ein wiederkehrender Tenor reich an Witz, abgeschmeckt mit einer Spur Sarkasmus. Sei es der nicht ganz nach Sitte ablaufende Singkreis in einer Gruppe Demenzkranker, der intellektuelle Hochgenuss eines Wagner-Festspiels oder das alltägliche...
Rezension · 10. Januar 2020
Betrachtet man die eigene Persönlichkeitsentwicklung, stellt sich unvermeidlich und immerwährend die Frage: "Wer bzw. was bin ich?" Gehen wir nicht auf die semantische Klärung der beiden Fragewörter ein, sondern halten wir ein mögliches Antwortspektrum vor Augen: Große Schwester. Sudetendeutsche. Asexuell. Bürgerlich. Sachbearbeiterin. Weiß. Alleinerziehend. Vegetarierin. Mitte 40. Buddhistin. (Mensch?) Unschwer zu erkennen und rational verständlich, dass wir die Eingangsfrage in...

Rezension · 19. Dezember 2019
In der vorliegenden Fallstudie widmet sich der Autor der Computerspielsucht und versucht, die psychologischen Prozesse, welche beim Spielen auftreten, sukzessiv zu erklären. Die Fallstudie nutzt als zentrales Studienobjekt das "Fledermaus-Spiel". Dabei wird das Spielgehäuse, die "Konsole" (denn tatsächlich handelt es sich beim Studienobjekt nicht um ein Computerspiel im klassischen Sinne, kann aber stellvertretend dafür stehen) und das Spiel mit seinen detailliert ablaufenden Prozessen...
Rezension · 30. Januar 2018
"Wir waren so herrlich unproduktiv" lautet einer der Schlagsätze, mit denen der Ver Verlag Nausikaa Lenz' Debütroman "Baro" bewirbt. Ein Satz, der den Charme des heutzutage verbotenen Müßigganges erweckt und welcher in seiner Hörerschaft die Sehnsucht nach einer anderen Zeit weckt – es sei denn, die Zeit selbst wäre im Übermaß vorhanden. Dies gilt für eine Personengruppe im Roman, welche sich die "Unsterblichen" nennen. Die Autorin lässt uns dem Protagonisten Baro über die...

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