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Wilko Müller jr: Stronbart Har: Flucht aus Combar

Wilko Müller jr: Stronbart Har: Flucht aus Combar

Im ersten Teil ihres "Stronbart Har" - Zyklus gestalten Wilko Müller jr. und Philipp D. Laner eine unkontrollierte Stöberjagd quer durch Raum und Zeit. Dabei führen die Protagonisten den Leser durch eine High-Fantasy-Geschichte, die Bestandteil eines komplexen Kosmos ist und daher eine eigene Erzähldynamik entwickelt.

 

Die Autoren schufen die Erzählung Anfang der 90-er Jahre. Wilko Müller jr. präsentiert nun mit "Flucht aus Combar" eine überarbeitete und um einen Vorläufer erweiterte Version.

 

Erzählt wird die Reise des Schwarzen Magiers Zach-knum, der mit seinen Begleitern in den Fluchwald »Stronbart Har« aufbricht, um eine bedeutende Reliquie zu finden. Im Zielgebiet angekommen, gestaltet sich die Quest aufgrund von Dimensionssprüngen und skrupellosen Verfolgern allerdings als Zerreißprobe des eigenen Lebensfadens.

 

Ein unerwartetes Motiv, welches unterschwellig im Handlungsverlauf anklingt, ist das des Scheiterns. Bereits in der enthaltenen Vorläufergeschichte »Feuer und Glut« gelingt es einem prophezeiten Helden nicht, eine Aufgabe zu meistern. Auch Brad Vanquis, der einzige Mensch, der je aus dem Fluchwald unbeschadet zurückgekommen ist, entwickelt im Laufe der Handlung Zweifel, ob ihm die Flucht aus dem »Stronbart Har« gelang oder sie ihm nur gewährt wurde. Ein Held, dessen größte Errungenschaft möglicherweise auf einem Irrtum basiert, bedroht somit durch sein Scheitern den Erfolg der Expedition.

 

Weniger subtil entfalten sich die erzählerischen Möglichkeiten, welche die Raum-Zeit-Koordination im Fluchwald mit sich bringen. Rückblenden sorgen dafür, dass sich die erzählte Zeit zusätzlich zu den Sprüngen in die Vergangenheit verlängert. Trotz der vielen Perspektivwechsel gelingt es dem Leser schnell, sich durch z.B. den sarkastischen Tonfall einiger Figuren, in die Psyche der Protagonisten zu versetzen.

 

Religion und Magie spielen eine zentrale Rolle und zeichnen sich durch eigene Rituale und Gesetze aus. Wie in vielen anderen Fantasy-Geschichten wird auch hier der Platz des Menschen in den verschiedenen sozialen Gesellschaftsstrukturen thematisiert.

 

Im Anhang des Buches finden sich weitere Erklärungen und Hinweise, die dem Leser ein klares Bild von den Geschehnissen, Gefahren und den zukünftigen Entwicklungen in den Fortsetzungen geben.

 

Ein wesentlicher Aspekt des Erzählhintergrundes tritt in »Flucht aus Combar« noch nicht deutlich hervor: Ähnlich wie in den Werken Michael Moorcocks oder Stephen Kings handelt es sich bei »Stronbart Har« um einen Zyklus, der in einem Multiversum angesiedelt ist und es deshalb ermöglicht, Personen oder Orte aus anderen Geschichten auftreten zu lassen. Wer mit den anderen Werken der Autoren vertraut ist, beginnt zu ahnen, welche Bedeutung bestimmte Personen oder Ereignisse für den weiteren Handlungsverlauf gewinnen. Die restlichen Leser können dennoch getrost in den traditionellen Fluch der Autoren einstimmen, während sie auf die Fortsetzungen warten, in denen die Grenzen zwischen Raum, Zeit und Geist gewiss noch mehr an Kontur verlieren: Bragkba!

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