David Ambrose: Level X
Wissenschaft kann auch Spaß machen - weiß man wie, sogar einen Mordsspaß. David Ambrose hat mit Level X einen intelligenten Roman geschrieben, der einen gefährlichen Abgrund der Menschlichkeit aufzeigt, wenn der Normalsterbliche plötzlich über Kräfte verfügt, die er nie besitzen sollte.
Dem Leser erwartet eine interessante Geschichte, deren größtes Stilmittel "Perspektivwechsel" lautet. Zu Grunde liegt nicht die reine Erzählästhetik, da sich die erlebten Situationen vom vertrauten Lesegefühl abwenden, aber aufgrund von Handlung und Spannung nicht anders zu bewerkstelligen sind. Die Rechtfertigung dafür liefert Ambrose erst später nach, weshalb besonders am Anfang alles durcheinander und wirr erscheint.
Wer weiterliest, wird mit einem Hauptcharakter belohnt, der sich durch Tiefe auszeichnet. Nur stellenweise scheint der Protagonist im Gedankengang unerträglich gerecht und edelmütig zu sein. Dadurch wirkt er eine Spur künstlich; möglicherweise ist das aber beabsichtigt. Im Überlebenskampf ändern sich oft Persönlichkeiten.
Der Roman hat einen abwechslungsreichen Handlungsverlauf, der trotz seiner Sprünge ein abgerundetes Bild zeigt. Die Idee, die dem Werk zugrunde liegt, ist wissenschaftlicher Natur und wird auch erklärt - jemand, der sich allerdings nicht mit der Thematik auskennt, wird dennoch unbefriedigt bleiben. Fairerweise muss man sagen, dass die flüchtige Erläuterung wohl gewählt wurde, weil die umfassende Erklärung kompliziert, langwierig und ermüdend ist. Dennoch hätte man von Ambrose, dessen Name in den Listen von Wissenschafts- und Psychothrillern nicht fehlen darf - ein Quäntchen mehr erwarten können.
Zwischen diesen beiden Subgenres ist der Roman auch angesiedelt und unterhält durch seine kreative Idee und mühevolle Umsetzung. Auch, wenn das Ende doch ein bisschen zu fantastisch anmutet, lohnt sich die Lektüre - nicht nur in diesem Universum.
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