Agatha Christie: Lauter reizende alte Damen
Selbst im Alter greifen die Leute zur Cyankali-Flasche bzw. zur Lupe. Auch in diesem Roman schickt die Queen of Crime die ältere Generation auf Spurensuche.
Wenn man hinter der 60+ (detektivische) Lebenserfahrung und beißenden Wortwitz erwartet, wird man in diesem Christie-Roman enttäuscht. Obwohl die Autorin die Figuren in anderen Romanen verwendet und der Leser beim Studium dieser tatsächlich eine Biographie erstellen könnte, wirkt das Leben, dass das Ehepaar Beresford geführt hat, eher blass und monoton. Da hilft auch nicht die unglaubwürdige Berührung mit Schauermärchen, die den Grundstein eines wackligen Konstruktes aus unglaubwürdigen Beziehungen und Handlungen legt.
"Die langatmige Kaffeefahrt der Tuppence Beresford" könnte ein Alternativtitel sein, so nett und einschläfernd sind die Gespräche mit den zahllosen Randfiguren. Auch der kurzzeitige Perspektivwechsel zu Ehemann Tommy hilft nicht den Spannungsdurchhänger zu kaschieren, obwohl wenigstens in seinen Gesprächen eine Lebendigkeit angedeutet wird.
So müde die Lächler über Tommys Wortwechsel mit Butler Alfred auch sind, so schlagartig und verwirrend kommt die Auflösung des Falls ans Licht. Da nicht nur die Motive der Protagonisten zum Teil undurchsichtig sind, wundert es nicht, dass Motive und Tathergänge ebenso wenig überzeugen können.
Mit "Lauter reizende alte Damen" hat Christie ein Buch geschrieben, dass sich reizend im Bücherregal macht - allerdings ohne befriedigendes Lesevergnügen. Wie das Ehepaar Beresford haben auch Christies Romane schon bessere Tage gesehen.
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